„Wieso hast du wieder mit dem Rauchen angefangen?” – “Ich hatte an diesem Abend Alkohol getrunken.” Eine Antwort, die man häufig auf die Frage hört, warum man wieder mit dem Rauchen angefangen hat.
Doch warum steht das Rauchen in einem so engen Zusammenhang mit dem Konsum von Alkohol? Alkohol und Zigaretten scheinen nicht nur während langer Partynächte eng verwoben zu sein.
Die Antwort auf diese Frage ist gar nicht so einfach. Um die Wechselwirkung, beziehungsweise den Zusammenhang zwischen dem Verlangen nach einer Zigarette und dem Konsum von Alkohol besser zu verstehen, müssen unterschiedliche Aspekte betrachtet werden. Dazu gehören sowohl die physiologischen Wirkungen von Alkohol und Nikotin, die psychologischen Folgen, die bei beiden Suchtmitteln eine wichtige Rolle spielen, als auch Kultur- und Umweltfaktoren, die den Konsum von Alkohol und Nikotin erheblich beeinflussen. Folglich werden wir auf die einzelnen Faktoren genauer eingehen.
Physiologische Faktoren von Alkohol und Nikotin
Die Droge Alkohol beeinflusst unser Gehirn auf verschiedene Arten. Alkohol hemmt die Funktion bestimmter Neuronen, was zu Veränderungen des Bewusstseins, der Stimmung und des Verhaltens führt. Alkohol erhöht den Serotonin-Spiegel im Gehirn und beeinflusst die Freisetzung von Dopamin, einem Neurotransmitter, der an der Regulierung der Motivation und Belohnung, der Stimmung und des Vergnügens beteiligt ist (1). Die Freisetzung von Dopamin führt zu einem erhöhten Gefühl von Wohlbehagen und Entspannung. Dies kann dazu führen, dass eine Person ein starkes Verlangen nach Substanzen hat, die ebenfalls das Belohnungssystem aktivieren, wie beispielsweise Nikotin.
Gehen wir jetzt genauer auf die Wirkung von Nikotin ein. Wenn man mit dem Rauchen aufhört, passiert im Körper so einiges. Umgekehrt gibt es sofortige körperliche Reaktionen, wenn man eine Zigarette raucht. Nikotin gelangt durch den Tabakkonsum in den Körper und erreicht schließlich das Gehirn. Dort bindet es sich an spezifische Rezeptoren, die normalerweise von Neurotransmittern, wie Acetylcholin, besetzt werden. Durch die Bindung an diese Rezeptoren wird eine Freisetzung von anderen Neurotransmittern, wie Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin ausgelöst. Diese Freisetzung von Neurotransmittern führt zu einem Anstieg der Gehirnaktivität und einer verbesserten Aufmerksamkeit und Konzentration.
Gesteigerte Gehirnaktivität, verbesserte Aufmerksamkeit und Konzentration. Das klingt doch super, oder? Warum nicht also gleich Zigaretten kaufen und fröhlich bei der Arbeit qualmen? Doch wie du sicher weisst, hat das Rauchen und das Trinken einen hohen Preis: Deine Gesundheit. Die Gesundheit leidet und kann langfristig zu Schaden kommen. Und noch mehr: Rauchen beeinflusst dein äußeres Erscheinungsbild und lässt deine Attraktivität sinken. Rauchen klaut dir den nächtlichen Schlaf. Zudem benötigst du immer mehr dieser Substanzen, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Nicht selten sind Raucher davon überzeugt, dass sie sich nur noch mit einer Zigarette entspannen, konzentrieren oder motivieren können. Ein Nichtraucher hingegen entspannt und motiviert sich ausgezeichnet, auch ohne Nikotin. Es lohnt sich also immer, mit dem Rauchen aufzuhören.
Alkohol und Nikotin haben einen ähnlichen Einfluss auf das Gehirn, deshalb können beide Substanzen süchtig machen. Das macht es dementsprechend auch wahrscheinlicher, dass Alkoholkonsum das Verlangen nach Nikotin verstärkt und umgekehrt, da sie ähnliche physiologische Auswirkungen aufweisen und eng verknüpft sind. Wenn du also Alkohol trinkst, wird das Belohnungssystem aktiviert, welches gleichermassen bei Nikotinkonsum aktiviert wird, weswegen beide Substanzen jeweils an die Andere erinnern und dementsprechend das Verlangen verstärken. Aus diesem Grund hast du beim Konsum von Alkohol Lust zu Rauchen.
Psychologische Faktoren von Alkohol und Nikotin
Süchte zeigen sich oft nicht nur auf der körperlichen Ebene, sondern zudem auf psychischer Ebene. Alkohol kann die Stimmung verändern und eine euphorische Wirkung haben. Genauso kann Alkohol unseren Stress reduzieren und Angst lindern, da Alkohol eine enthemmende Wirkung auf den Körper hat. Durch die enthemmende Wirkung wiederum sind wir jetzt bereit, Risiken einzugehen, einschließlich des Rauchens von Nikotin. Wir suchen den Kick und werden leichtsinnig. Wer hat nicht schon die ein oder andere Dummheit begangen, aufgrund des Alkoholpegels im Blut? Nicht selten haben Ex-Raucher wieder mit dem Rauchen angefangen, als sie angetrunken oder betrunken waren.
Wie bereits angesprochen, führt die Bindung von Nikotin an bestimmte Rezeptoren zu einer Veränderung von bestimmten Gehirnbereichen, die für Motivation, Belohnung und Verlangen zuständig sind. Ebenso kann es zu einer Verbesserung der Stimmung und einer Reduzierung von Angst und Stress führen (2).
Zudem wirken Alkohol sowie auch Nikotin entspannend. Manche Menschen, die unter Stress stehen, greifen deshalb zu Alkohol oder Nikotin, um sich zu beruhigen oder zu entspannen. Werden diese Substanzen häufig zur Stressreduzierung eingesetzt liegt es nahe, dass diese eine Sucht begünstigt, da das Gehirn eine positive Verbindung zwischen dem Konsum dieser Substanzen und der Linderung von Stress herstellt. (3)
Es ist wichtig, diese psychologischen Faktoren zu berücksichtigen, wenn man verstehen möchte, warum Alkohol oft das Verlangen nach Nikotin auslöst, da es nicht ausschließlich physiologisch bedingte Gründe gibt.
Kultur- und Umweltfaktoren von Alkohol und Nikotin
Alkohol und Nikotin sind zwei der gängigsten Drogen unserer Gesellschaft, sowohl heutzutage als auch schon vor mehreren hundert Jahren. Dementsprechend ist das Angebot und die Nachfrage stets immens. Auch wenn das Rauchen nicht mehr modern ist, hat man bereits im jungen Alter Zugang zu beiden Substanzen. Man wächst in eine Gesellschaft hinein, in der der Konsum von Alkohol und Nikotin gängig ist.
Demzufolge konsumieren viele von uns Alkohol und/ oder Nikotin besonders gerne im sozialen Kontext. Das Glas Wein beim Abendessen mit Freunden, ein Plausch mit dem ebenfalls rauchenden Nachbarn oder die tägliche Pause mit den Kollegen, wobei fast jeder eine Zigarette in der Hand hält. In sozialen Situationen sind Alkohol und Nikotin gesellschaftlich anerkannte Begleiter.
Fazit
Unsere Frage, warum man beim Konsum von Alkohol oft Lust auf eine Zigarette verspürt, hat also nicht nur eine Antwort. Viele Faktoren können dieses Verlangen begünstigen, und diese können sowohl physiologischer als auch psychologischer Natur sein, genauso wie von Kultur- und Umweltfaktoren beeinflusst werden.
Quellen:
(1) O. Lesch, H. Walter, C. Wetschka (2008): Alkohol und Tabak: Medizinische und soziologische Aspekte von Gebrauch, Missbrauch und Abhängigkeit (German Edition) (2009th ed.). Springer Verlag.
(2) M. V. Singer, M. Adams (2011): Alkohol und Tabak: Grundlagen und Folgeerkrankungen ; 87 Tabellen. Georg Thieme Verlag.
(3) J. Ullrich (2017). Sucht, Abhängigkeit und schädlicher Gebrauch. Handbuch Psychoaktive Substanzen, 207–215. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55125-3_3
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