Die Arbeit im Homeoffice ist vielen von uns schon länger bekannt. Unternehmen gehen mehr dazu über, ihren Mitarbeitern mehr Freiheit zu gewähren und bieten die Möglichkeit, beispielsweise ein oder zwei Tage pro Woche von zu Hause aus zu arbeiten. Hintergrund sind unter anderem die bessere Vereinbarkeit mit dem Familienleben oder weniger Stress durch eingesparte Fahrtwege. Die Corona Pandemie bringt es mit sich, dass nicht wenige Angestellte nunmehr fast ausschließlich oder gar ausschließlich im Homeoffice arbeiten.
Zeit, um sich zu fragen: Reduziert die Arbeit im Homeoffice tatsächlich unser Stress-Level? Wie fühlen sich Menschen durch die andauernde Arbeit zu Hause?
Negative Umfrage Ergebnisse zur Arbeit im Homeoffice
Im Mai 2020 wurden mehr als 2.000 Erwerbstätige in Deutschland zu ihrer mentalen Gesundheit bezüglich der Homeoffice Situation befragt. (1) Dabei gibt ein Drittel der Befragten an, sich durch das dauerhafte Arbeiten von zu Hause verstärkt angespannt, ängstlich oder gereizt zu fühlen.
Vor allem junge Menschen leiden unter der Situation: 53 % der Berufseinsteiger/innen fehlt der tägliche Umgang mit ihren Kollegen und Kolleginnen.
39 % der 35 bis 44-Jährigen macht vorrangig die Doppelbelastung aus Kinderbetreuung und Arbeit zu schaffen.
Stress im Homeoffice ist demnach keine Seltenheit. Viele unterschätzen die Folgen von Stress. Andauernder Stress zerstört deine Gehirnzellen und führt zu Gedächtnisschwund, denn Stress regt die Cortisolausschüttung der Nebennierenrinde an. Solange dein Cortisollevel steigt, wird dein Gedächtnis immer schlechter werden. Zudem wird Stress oft nur dem täglichen Workload zugeschrieben. Emotionaler Stress wird kaum beachtet und manchmal sogar negiert. Fatal, denn diese Art von Stress ist für uns besonders ungesund.
Positive Umfrage Ergebnisse zur Arbeit im Homeoffice
72 % der Ü55-Jährigen verspüren keinen vermehrten Stress.
30,5 % der 25 bis 34-Jährgen geben an, durch das Homeoffice mehr Sport zu treiben. Beliebte Fitnessübungen für zu Hause sorgen dafür, dass du noch nichtmal vor die Tür gehen musst, um dich fit zu halten.
Vor allem Frauen (28,4 %) ernähren sich außerdem gesünder, seit sie im Homeoffice arbeiten.
Weitere Umfragen
Zwei frühere Umfragen bestätigen die genannten Ergebnisse. Bereits vor der Corona Pandemie befragten Wirtschaftspsychologen im Rahmen eines größeren Projekts 2.336 Beschäftigte zum Thema Homeoffice. (2) Hier zeigt sich, dass Menschen im Homeoffice oft zehn Stunden und länger pro Tag arbeiten. Auch Wirtschaftswissenschaftler der Universität Basel fanden heraus, dass Mitarbeiter, die täglich im Homeoffice sind, durchschnittlich 6 Stunden pro Woche mehr arbeiten als ihre Kollegen im Büro. (3)
Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt durch das Homeoffice und es gibt keinen klar definierten Feierabend. Dies sorgt folglich für Stress und Überforderung. Umso wichtiger ist es, dem durch gezielte Maßnahmen entgegenzuwirken. Überlege dir für dich passende Ansätze, wie du Stress abbauen kannst.
Worauf solltest du im Homeoffice achten?
Alle drei Umfragen stimmen an einigen Stellen nachdenklich. Insbesondere dann, wenn du selbst im Homeoffice tätig bist und mehr leistest als zuvor, oder du vermehrten Stress wahrnimmst, solltest du folgenden Punkten besondere Aufmerksamkeit schenken. So kannst du langfristig fit bleiben und dich wohl fühlen:
- Bitte um regelmäßige Telefon- oder Video-Calls, wenn dir entweder die Unterstützung oder der soziale Kontakt fehlt.
- Schaffe dir einen Arbeitsplatz, der möglichst separiert ist vom restlichen Wohnumfeld. Am ehesten empfiehlt sich ein gesondertes Arbeitszimmer.
- Nutze für berufliche und private Zwecke verschiedene Mobiltelefone, Laptops und E-Mailadressen. Schalte alle beruflichen Geräte nach Feierabend konsequent ab. Lege sie womöglich sogar in eine Schublade, die du erst am nächsten Tag wieder öffnest.
- Zieh dir nach Feierabend deine Wohlfühlkleidung an, sofern du dies für gewöhnlich auch immer dann getan hast, wenn du aus dem Büro kamst.
- Tausche dich mit Kollegen und Kolleginnen über ihre Erfahrungen im Homeoffice aus.
- Bespreche sinnvolle Optimierungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel die Anschaffung eines orthopädischen Schreibtisch-Stuhls, mit deinem Vorgesetzten. So kann gezielt auf wichtige Aspekte geachtet und deinen Bedürfnissen genügend Raum gegeben werden.
Quellen:
(1) LinkedIn (2020): Was Homeoffice mit der Psyche macht. Online verfügbar unter https://www.linkedin.com/feed/news/was-homeoffice-mit-der-psyche-macht-4123049
(2) G. Vogl et al. (2018): Lost in Space. Prentimo Ergebnispräsentation. Online verfügbar unter http://www.prentimo.de/assets/Uploads/Prentimo-ErgebnisprasentationTagung-Lost-in-Space-Kraus-Monz-Vogl2.pdf
(3) M. Beckmann, K. Rupietta (2016): Arbeit im Homeoffice: Förderung der Arbeitsbereitschaft oder Einladung zum Faulenzen? Online verfügbar unter https://edoc.unibas.ch/53036/