Es gibt verschiedenen Tiefen einer Hypnose. So kann eine Hypnose bzw. die erreichte Trance leicht (Somnolenz), mittel (Hypnotaxie) oder sehr tief (Somnambulismus) sein. In Trance zu gehen ist eine ganz natürliche Fähigkeit des Menschen, deshalb ist auch jeder Mensch hypnotisierbar.
Je tiefer die erreichte Trance ist, desto stärker ist oft der Effekt der Hypnose. In eine tiefe Trance zu gelangen kann allerdings nicht erzwungen werden. Bei einer leichten Trance kann der Hypnotisand den Zustand kaum vom Wachbewusstsein unterscheiden. Viele bezweifeln, dass sie überhaupt in Hypnose sind, da sie sich kaum verändert wahrnehmen. Dennoch ist hier bereits eine Entspannung der Muskulatur zu beobachten. Suggestionen werden bereits bei einer Somnolenz vom Hypnotisanden angenommen. Bei einem Hypnocoaching ist eine Somnolenz ausreichend, um persönliche Ziele zu erreichen.
Die nächste Stufe ist die mittlere Trancetiefe. Befindet sich eine Person in einer Hypotaxie, entspannt sich die Muskulatur noch mehr als in einer Somnolenz. Der Körper ist häufig partiell empfindungslos oder sogar gänzlich schmerzunempfindlich. Das Wachbewusstsein hat sich noch weiter zurück gezogen, ist aber weiterhin präsent. Die Kritikfähigkeit ist im Vergleich zur Somnolenz gesunken.
Die tiefste Ebene der Hypnose ist der Somnambulismus, mit welchem auch Showhypnotiseure arbeiten. Hier ist fast jede Suggestion möglich, denn das kritische Wachbewusstsein ist äußerst wenig aktiv, weshalb auch positive Halluzinationen und negative Halluzinationen beim Hypnotisanden erzeugt werden können. Bei positiven Halluzinationen werden nicht vorhandene Objekte wahrgenommen, beispielsweise „wenn du deine Augen öffnest, siehst du einen wunderschönen blühenden Kirschbaum“, und bei negativen Halluzinationen ist es möglich, Objekte verschwinden zu lassen. Lässt man beispielsweise einen Tisch verschwinden, rätselt der Hypnotisand, warum (auf dem Tisch liegende) Gegenstände plötzlich in der Luft schweben. Diese enorm tiefe Entspannung ist nicht nur für den Geist, sondern auch für den Körper eine einzige Wohltat. (1) Unsere Hypnotisanden berichten häufig, dass sie sich nach der Hypnose so gut fühlen, als wären sie gerade wochenlang im Urlaub gewesen.
Hoch suggestibel zu sein, wird in unserer Gesellschaft häufig gleichgesetzt mit Willensschwäche. Doch diese Annahme ist von Grund auf falsch: Menschen, die suggestibel sind, können besonders gut visualisieren. Diesen Menschen ist es möglich, Suggestionen des Hypnotiseurs in ihrem inneren Erleben zu repräsentieren. Ein früher wissenschaftlicher Nachweis hierzu findet sich bereits 1986 durch Sweeney, Lynn und Bellezza. (2) Atkinson bestätigte 1994 die Studie. (3) Halsband konnte die genannten Studien im Jahr 2004 und 2006 erneut belegen. (4)(5) Damit soll weder gesagt werden, dass intelligente Menschen garantiert eine tiefe Trance erreichen werden, noch, dass Menschen, die keine tiefe Trance erreichen weniger intelligent sind. Es soll klargestellt werden, dass ein Somnambulismus absolut nichts mit einer Willensschwäche gemeinsam hat.
Quellen:
(1) Revenstorf, D. & Peter, B. (2009). Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin. Manual für die Praxis. Heidelberg: Springer Medizin Verlag (2. überarbeitete Auflage). S. 105 ff.
(2) Sweeney, C. A., Lynn, S. J. & Bellezza, F. S. (1986). Hypnosis, hypnotizability and imagery- mediated learning. International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis. 34 (1): 29-40.
(3) Atkinson R. P. (1994). Enhanced Afterimage Persistence in Waking and Hypnosis: High Hypnotizables Report more Enduring Afterimages. Imagination, Cognition and Personality. 14 (1): 31-41.
(4) Halsband, U. (2004). Hirn und Hypnose. Mechanismen des Lernen in Trance: Funktionelle Bildgebung und Neuropsychologie. Hypnose und Kognition (Ausgabe 21). S. 11 ff.
(5) Halsband U. (2006). Learning in trance: Functional brain imaging studies and neuropsychology. Journal of Physiology, Paris. 99: 470-482.