Liebst du dich selbst? Deine erste Reaktion wird vielleicht sein: „Natürlich liebe ich mich selbst.“ Aber sei einmal ganz ehrlich zu dir selbst und tauche tiefer ein in die Frage. Wie oft verurteilst du dich selbst? Für deinen Körper, deine Ernährung oder deine Bequemlichkeit. Für die Tatsache, dass du rauchst, zu wenig Sport treibst oder häufig genug unliebsame Pflichten vor dir herschiebst.
Selbstliebe-Experiment
Mache einmal folgendes Experiment und nimm dich einen Tag lang von außen wahr. Schau, wie du im Inneren mit dir selbst sprichst. Wo bist du stolz auf dich und schenkst dir Anerkennung? Wo zweifelst du an dir und hast das Gefühl, nicht gut genug zu sein? Notiere dir am Ende des Tages beides in zwei Spalten und stell dir die Frage: Welche der Spalten hat mehr Gewicht und damit mehr Einfluss auf die Beziehung zu dir selbst?
Was es bedeutet, sich selbst zu lieben
Selbstliebe beschreibt den Grad deiner Selbstannahme und Selbstachtung. Man spricht auch vom sogenannten Selbstmitgefühl. (1) Dabei geht es darum, wie gut du zu dir selbst bist, wie sehr du auf deinen Körper hörst und wie du mit schwierigen Gefühlen umgehst. Warum fällt es uns so schwer, genauso liebevoll und freundlich mit uns selbst umzugehen, wie wir es mit Anderen tun?
Wie groß ist deine Selbstliebe?
Zahlreiche Studien belegen inzwischen, dass es wohl den meisten von uns so geht: Kollektiv gesehen, ist es nicht besonders gut bestellt um unsere Selbstliebe. So zeigt eine aktuelle Studie der Universität Maastricht sowie der Universität Göteborg, dass wir uns schwertun, unseren Körper so anzunehmen, wie er ist. (2) Teilnehmer der Studie waren 75 Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 25. Relativ positiv beantworteten die Probanden die Fragen bezüglich der Funktionalität ihres Körpers. Die Mehrzahl der Teilnehmer äußerte eine optimistische Einschätzung dessen, wozu ihr Körper in der Lage sei. Bei dem Erscheinungsbild hingegen fielen die Antworten deutlich negativer aus. Der ständige Vergleich mit anderen zeigt sich hier als wichtiges und immer wiederkehrendes Thema. Daraus resultierend sehen die meisten der Probanden ihren Körper als eine Art „Projekt“ an, das es ständig zu optimieren gilt.
Was bewirkt fehlende Selbstliebe?
Fehlende Selbstliebe hat nicht nur Druck und Unzufriedenheit zur Folge. Oft mündet ein Mangel an Selbstliebe auch in Perfektionismus und einer Art Selbstoptimierungsdrang, der uns ganz und gar nicht guttut und uns sogar lähmen kann. Wenn wir einmal hinein spüren in unseren Perfektionismus, bemerken wir, dass sich dahinter meist die Angst verbirgt, wegen vermeintlicher Mängel abgelehnt zu werden. Wir versuchen also die Reaktion anderer auf uns zu kontrollieren, indem wir möglichst „perfekt“ erscheinen.
Diese Art des Perfektionismus führt jedoch dazu, dass wir tatsächlich weniger erreichen und uns weniger motiviert fühlen, wie eine Studie der University of Berkeley, California belegt. (3) Die Studie zeigt, dass wir motivierter sind, wenn wir bereit sind, uns Fehler zuzugestehen. Logisch, denn wenn wir zu sehr an uns selbst zweifeln, fühlen wir uns schon beim Gedanken an unser Ziel überfordert und neigen dazu, dieses vor uns herzuschieben.
Wie du lernst, dich selbst zu lieben
Fehlende Selbstliebe hat also weitreichende Folgen und bestimmt nicht nur unsere Gedanken und Gefühle, sondern hat auch Einfluss darauf, wie wir in unserem Leben vorangehen. Es ist also absolut kontraproduktiv, dich selbst niederzumachen, weil du immer noch nicht mit dem Rauchen aufgehört hast, dich immer noch nicht gesund ernährst oder lieber auf der Couch liegst anstatt Sport zu treiben.
Stattdessen ist es wichtig, dich selbst so anzunehmen, wie du bist, und den Kampf gegen dich selbst loszulassen. Lass Liebe walten, dir selbst gegenüber. Nimm dich so an, wie du bist, mit allen Ecken und Kanten. Du wirst sehen, dass du so viel gelassener durch das Leben gehst und dich ausgeglichener fühlst. Ist das nicht viel wichtiger als die perfekte Figur zu haben oder frei von vermeintlichen Makeln zu sein? Natürlich ist dein Vorhaben, mit dem Rauchen aufzuhören, dich gesünder zu ernähren oder mehr Sport zu treiben, wirklich gut und sinnvoll. Aber hier gilt: Erlaube dir Fehler bzw. Rückschläge. Nur so bleibst du motiviert und schaffst Raum für Veränderungen. Sanft und nachhaltig, ohne Druck und Härte.
Aufgrund unserer Erfahrung wissen wir, dass dieses Mindset auch für unser Hypnocoaching förderlich ist. Negative Gedankenspiralen verhindern das Erreichen von Zielen und Wünschen. Hypnotisanden erreichen ihre Ziele leichter, wenn sie es voll und ganz wollen und zudem den Weg gelassen beschreiten. Wer hingegen der Meinung ist, ein gesetztes Ziel krampfhaft bis zum Tag X erreichen zu müssen, verliert oft die Motivation. Hier findest du weitere Tipps für mehr Selbstliebe.
Quellen:
(1) C. Germer (2011): Der achtsame Weg zu mehr Selbstliebe. Wie man sich von destruktiven Gedanken und Gefühlen befreit. Arbor Verlag, Freiburg im Breisgau. Zum Teil online verfügbar unter http://somaticexperiencing-konstanz.de/wp-content/uploads/2014/11/Germer-Der-achtsame-Weg-zur-Selbstliebe.pdf
(2) J. M. Alleva, K. H. Gattario, C. Martijn, C. Lunde (2019): What can my body do vs. how does it look? A qualitative analysis of young women and men’s descriptions of their body functionality or physical appearance. Science Direct 31, S. 71-80. Online verfügbar unter https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1740144518304911?via%3Dihub
(3) J. G. Breines, S. Chen (2012): Self-Compassion Increases Self-Improvement Motivation. PubMed 38 (9), S. 1133-43. Online verfügbar unter https://doi.org/10.1177/0146167212445599
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