Warum ist es derart interessant, Zugang zum eigenen Unterbewusstsein zu erhalten? Was ist im Unterbewusstsein gespeichert? Freud war der Meinung, dass im Unterbewusstsein vor allem verdrängte Inhalte zu finden sind. (1) Alles, was uns zu sehr verletzt, wird sofort aus dem Bewusstsein verbannt und im Unterbewusstsein zu den Akten gelegt. Somit ist unser Unterbewusstsein mit einer riesigen Datenbank vergleichbar, in der Aufzeichnungen über unser ganzes Lebens zu finden sind.
Circa 98 % der Wahrnehmung verlaufen unbewusst. (2) Im Wachzustand können diese Inhalte kaum erinnert werden, da sie eben nicht bewusst wahrgenommen wurden. Im Unterbewusstsein ist alles gespeichert, deshalb ist es möglich, dass in Hypnose Erfahrungen und Erlebnisse erinnert werden, die im Wachzustand nicht ohne weiteres zugänglich sind. In einigen Fällen wurde zweifelsfrei nachgewiesen, dass das Unterbewusstsein sämtliche Inhalte der Wahrnehmung speichert. So können sich Zeugen häufig in Hypnose an das Autokennzeichen des Täters erinnern, auch wenn sie es nur flüchtig gesehen haben. (3)
Erickson betont, dass im Unterbewusstsein unsere Glaubenssätze, Verhaltensweisen und Einstellungen anzutreffen sind. (4) Auch ungenutzte oder unterentwickelte Potentiale und Ressourcen sind hier versteckt. (5)
Doch das Unterbewusstsein ist auch der Ort, an dem ein anderer essentieller Teil unserer Persönlichkeit zu finden ist: Unsere Emotionen. In Hypnose ist es möglich, auf vorhandene Emotionen gezielt Einfluss auszuüben. Einem Menschen mit Flugangst kann suggeriert werden, dass er sich beim nächsten Flug vollkommen entspannt fühlen wird. Leidet jemand an Nervosität, beispielsweise aufgrund einer bevorstehenden Präsentation im Unternehmen, kann suggeriert werden, dass man sich beim nächsten Vortrag wohl und sicher fühlen wird. Gelingt es in Hypnose, das Unterbewusstsein zu verändern, werden in Zukunft andere Emotionen spürbar. Der Hypnotisand erlebt die Reise mit dem Flugzeug nach der Hypnose als pure Entspannung. Lampenfieber verschwindet. Ein ehemaliger Raucher verspürt keinen Drang mehr nach Zigaretten. Wasser schmeckt plötzlich besser als ungesunde Süßgetränke. Dies sind nur ein paar wenige Beispiele die aufzeigen, wie das Leben mit Hypnose angenehmer werden kann.
Quellen:
(1) Freud, S. (1905): Gesammelte Werke in Einzelbändern. Band 6: Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten. S. Fischer Verlag. 8. Auflage.
(2) Fischer, K. P., Wiessner, D., Bidmon, R. K. (2011): Angewandte Werbepsychologie in Marketing und Kommunikation. Cornelsen Verlag. S. 20
(3) Wiesendanger, H. (1985): Der Kampf um die Erinnerung. Hypnose im Dienst der Wahrheitsfindung. Psychologie heute. 12:38-43
(4) Erickson, M. H., Rossi, E. (1979): Hypnotherapie. Aufbau- Beispiele- Forschungen. Leben lernen 49. Pfeiffer bei Klett-Cotta Verlag. 6. Ausgabe. S. 22.
(5) ebd. S. 13