Unser Schuss am Morgen
Ein wenig Schokolade hier, ein Stück Kuchen dort, Marmelade zum Frühstück, einen Donut zum Mitnehmen, die Kekspackung auf dem Schreibtisch, die Tüte Gummibärchen vor dem Fernseher. Überall lauert er: Zucker.
Greifst du an der Salatbar lieber zum süßen Dressing? Trinkst du gerne Saft anstatt Wasser? Darf in deinem Kühlschrank auf keinen Fall Fruchtjoghurt fehlen? Vielleicht wurdest auch du verführt. Von süßen Produkten. Von ungesunden Naschereien. Von Produkten der Lebensmittelindustrie, die süchtig machen.
Glücklicherweise wird immer mehr Forschung und damit Aufklärung auf diesem Gebiet betrieben. Seit Jahrzehnten gibt es eine Vielzahl von Studien zum Thema Zucker und damit auch eine Vielzahl an Erkenntnissen. Besonders erschreckend: Zucker macht tatsächlich so süchtig wie Kokain.
Übrigens: Überkommt dich die Zuckersucht oder der Heißhunger meist in der Nacht, können andere Ursachen zugrunde liegen.
Zucker vs. Kokain
Welche Wirkung hat Zucker im Vergleich zur Droge Kokain? Diese Frage stellte sich ein Team aus Wissenschaftlern von der Université de Bordeaux. (1) Dabei bevorzugten Ratten Zuckerwasser gegenüber Lösungen, die mit Kokain versetzt waren. Zuvor konsumierten sie beides über mehrere Wochen hinweg. Wenn beide Optionen zur Auswahl standen, fiel die Wahl stets auf Zucker. Die Lösung wurde jedes Mal ausgetrunken, es kam nicht vor, dass davon etwas übrig blieb. Daraus lässt sich schließen, dass Zucker einen Belohnungseffekt im Gehirn auslöst, der mit jenem von Kokain vergleichbar ist und daher ähnlich süchtig macht.
Eigenschaft einer jeden Sucht ist es, dass der Körper sich an den Konsum gewöhnt und immer mehr von der Substanz benötigt, um den gleichen Effekt zu erzielen. So muss man immer mehr Zucker zu sich nehmen, um die gleiche Menge an Glückshormonen, allen voran Dopamin, auszuschütten. Man braucht also immer häufiger ein süßes Teilchen um sich gut zu fühlen. Kein Wunder also, dass kaum einer von uns das Süßigkeitenregal im Supermarkt links liegen lassen kann.
Folgen der Zuckersucht
Die Weltgesundheits-Organisation (WHO) empfiehlt einen täglichen Zuckerkonsum von 25 Gramm. Dies entspricht ungefähr sechs Teelöffeln. (2) Wichtig zu wissen: Viele natürliche Lebensmittel wie Obst oder auch einige Gemüsesorten enthalten einen nicht unerheblichen Anteil an Fruchtzucker. Dieser kann von unserem Körper deutlich besser verwertet werden, sodass angeraten wird, auf Industriezucker, also raffinierten Zucker, zu verzichten.
Raffinierter Zucker macht nicht nur dick, sondern – nach einem kurzem High – auch müde und schlapp, und führt zu Diabetes. Eine Studie des University College London zeigt, dass sogar Depressionen durch erhöhten Zuckerkonsum begünstigt werden. (3) Den Untersuchungen zufolge sind Männer, die zu viel Zucker zu sich nehmen (mehr als 67 Gramm täglich) einem um 23 % höheren Risiko ausgesetzt, in den darauffolgenden fünf Jahren an Depressionen zu erkranken, als Männer mit niedrigem Zuckerkonsum (weniger als 39,5 Gramm).
Was hilft gegen Zuckersucht?
Angesichts dessen ist es ratsam, dich an die empfohlene Tagesdosis zu halten. Zucker macht süchtig, dass ist inzwischen nachgewiesen. Es fällt dir nicht leicht, deinen Zucker Konsum niedrig zu halten? Wir empfehlen dir folgendes:
- Greife zu Ersatzstoffen wie zum Beispiel Stevia. Dieses ist inzwischen in nahezu jedem Supermarkt erhältlich und du kannst damit alles süßen, was du ansonsten mit Zucker süßen würdest. Du kannst damit kochen, backen oder es für deinen Tee oder Kaffee verwenden. Du wirst kaum einen Unterschied schmecken und dich vor allem besser fühlen.
- Verzichte bereits beim Einkauf auf Süßigkeiten und andere Lebensmittel, die raffinierten Zucker enthalten. Dazu kann auch Brot gehören! Gehe besser nicht mit Heißhunger in den Supermarkt und nimm auch die Liste der einzelnen Inhaltsstoffe sowie Nährstofftabellen unter die Lupe. Gesunde Ernährung beginnt bereits beim Einkauf.
- Bist du der Zuckersucht bereits verfallen und hast das Gefühl, im Alltag kaum auf Zucker verzichten zu können, kann dir Hypnose gegen Zuckersucht helfen. Mit einem Hypnocoaching kannst du Gewohnheiten verändern und die Gummibärchen werden z. B. öfter durch einen Apfel ersetzt – schnell und nachhaltig. Keine Sorge, du wirst die Umstellung nicht als Verlust, sondern als Befreiung wahrnehmen! Appetit und Geschmack werden sich verändern. Dein Verlangen nach Zucker wird weniger. In Zukunft kannst du Schokolade und andere Süßigkeiten wochenlang im Schrank liegen lassen.
Quellen:
(1) S. H. Ahmed, K. Guillem, Y. Vandaele (2013): Sugar addiction: pushing the drug-sugar analogy to the limit. Current Opinion in Clinical Nutrition and Metabolic Care 16(4): 434-439. DOI: 10.1097/MCO.0b013e328361c8b8. Online verfügbar unter Sugar addiction: pushing the drug-sugar analogy to the limit
(2) Spektrum (2015): WHO empfiehlt nicht mehr als sechs Teelöffel Zucker pro Tag. Online verfügbar unter https://www.spektrum.de/news/who-empfiehlt-nicht-mehr-als-sechs-teeloeffel-zucker-pro-tag/1335527
(3) E. J. Brunner, A. Knüppel, C. H. Llewellyn, M. J. Shipley (2017): Sugar intake from sweet food and beverages, common mental disorder and depression: prospective findings from Whitehall II study. Scientific Reports 7. Online verfügbar unter https://doi.org/10.1038/s41598-017-05649-7
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