Ich atme, also bin ich. Mit dem ersten Atemzug beginnt dein Leben, mit dem letzten Hauch endet es auch. Ein Atemzyklus versorgt dein Gehirn mit Sauerstoff und transportiert Giftstoffe ab. Richtiges Atmen kann den Blutdruck senken, das Immunsystem stärken, die Leistungsfähigkeit steigern und den Körper entspannen.
Ein Hund atmet bis zu achtzehn Mal pro Minute und erreicht ein durchschnittliches Lebensalter von zwölf Jahren. Eine Schildkröte hingegen atmet zwei bis drei Atemzüge pro Minute und kann durchaus 200 Jahre alt werden. Bereits den indischen Rishis war bekannt, dass nicht die Quantität, sondern die Qualität des Atems eine Rolle auf Gesundheit und Wohlbefinden spielt.
Mit jedem Atemzug gelangen bei einem gesunden Erwachsenen zwischen 400 und 600 Milliliter Luft in die Lunge. Mit einem langsamen tiefen Atemzug nehmen wir bis zu 10 Mal mehr Luft auf, als mit einem flachen Atemzug. (1) Das Problem ist nur, dass die meisten Menschen aufgrund von Hektik und Stress ein richtiges Atmen verlernt haben, falsch atmen und weniger Luft in die Lunge gelangt.
Wie ich atme, so bin ich
Es war einmal das Leben: Jeder Mensch hat ein vegetatives Nervensystem, das je nach Situation die Atemqualität bestimmt. Es sorgt dafür, dass dein Gehirn mit Sauerstoff versorgt und Kohlendioxid abtransportiert wird. Egal, ob du gerade gestresst bist oder entspannst, das Atemzentrum analysiert deine Bedürfnisse und passt je nach Bedarf deine Atemfrequenz und dein Atemvolumen an.
Dir stockt manchmal der Atem? Stress, Angst, Aufregung und Unruhe programmieren deinen Körper auf den Flucht-Modus. Dein Atem wird schneller und flacher. Dir bleibt sprichwörtlich die Luft weg: Dein Körper und Geist erhalten weniger Sauerstoff. Sobald zu wenig Sauerstoff im Blut vorhanden ist, meldet sich der Sympathikus zu Wort und schüttet Stresshormone wie Adrenalin oder Cortisol aus, um deinen Körper auf die erhöhten Anforderungen vorzubereiten. Besteht dieser Zustand länger, sind Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Immunschwäche und Konzentrationsmangel die Folge.
Die gute Nachricht ist, dass Atmung und Anspannung beziehungsweise Entspannung untrennbar miteinander verknüpft sind, weshalb du mit der Atmung diesen Prozess umkehren und das Nervensystem positiv beeinflussen kannst. Die positive Wirkung deines Atems wirst du bei deiner Hypnose spüren können, besonders bei der Hypnose gegen Stress. Doch nicht nur bei dieser Hypnose bemerkt man eine Veränderung der eigenen Atmung. Eine Hypnotisandin fühlte bei ihrer Hypnose zur Änderung von Gewohnheiten eine deutliche Veränderung ihres Atems.
Brust rein – Bauch raus für die natürliche Bauchatmung
Im Normalfall atmest du nicht nur in die Brust, sondern ebenso in den Bauch. Ein natürliches tiefes Atmen erhältst du, wenn du tief in den Bauch atmest. Sicherlich hast du bei einem Säugling diese gesunde Bauchatmung beobachten können.
Lege dafür eine Hand auf deinen Bauch und atme tief durch die Nase ein. Beim Einatmen sollte sich dein Bauch nach außen wölben, sodass sich deine Hand mit der Bauchdecke hebt. Beim Ausatmen senkt sich die Hand auf der Bauchdecke und der Bauch zieht sich wieder etwas zusammen. Achte darauf, das Ausatmen nicht zu kontrollieren und dich dabei einfach fallen zu lassen.
Falls beim Ein- und Ausatmen der Bauch sich nicht hebt beziehungsweise senkt, atmest du nur in die Brust und damit nicht tief genug. Bei der tiefen Bauchatmung allerdings füllst du deine Lungen vollständig mit Luft und deinem Körper steht mehr Sauerstoff zur Verfügung. Infolge dessen signalisiert der Parasympathikus deinem Herz den Puls zu verlangsamen, und du beginnst dich ruhiger zu fühlen. (2)
Übe die Bauchatmung täglich circa eine Viertelstunde, um dir ein tiefes Atmen bewusst werden zu lassen. Sobald du entspannt atmest, entspannen auch deine Muskeln. Tiefes, ruhiges Atmen in den Bauch baut eine fühlbare innere Ruhe auf. Du bist weniger mit deinem Kopf, sprich deinen Gedanken beschäftigt, was dir hilft, eine Verbindung zu deinem Körper aufzubauen und deine Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu lenken.
Quellen:
(1) M. Schirner (2019): Atemtechniken. Zahlreiche einfache Atemübungen zur Selbstheilung, Verjüngung und Harmonisierung. Schirner Verlag. 19. Auflage. ISBN: 978-3-8434-1254-4.
(2) U. Ott, J. Epe (2018): Gesund durch Atmen: Ein Neurowissenschaftler erklärt die Heilkraft der bewussten Yoga-Atmung. ISBN-13: 978-3426292761.