Multitasking wird oft als eine Fähigkeit gefeiert, die unsere Effizienz steigert und uns zu wahren Übermenschen macht. Doch die Wissenschaft hinter unserem Gehirn erzählt eine andere Geschichte. In diesem Artikel werden wir die Welt des Singletaskings und des Multitaskings beleuchten, um zu enthüllen, warum unser Gehirn nicht für Multitasking gemacht ist und warum Singletasking der Schlüssel zu wahrer Produktivität und Performance ist.
Der Mythos des Multitaskings
Auf den ersten Blick erscheint Multitasking als verlockende Lösung, um Zeit zu sparen und ein Maximum an Aufgaben zu bewältigen. Die Idee, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen, scheint wie ein Schlüssel zur gesteigerten Produktivität und Effizienz zu sein. Doch die Realität hinter dieser scheinbaren Effizienz ist oft weniger glamourös und bringt unerwünschte Konsequenzen mit sich.
Studien aus dem Bereich der Neurowissenschaften und Psychologie haben gezeigt, dass unser Gehirn nicht effektiv zwischen mehreren Aufgaben hin und her schalten kann. Während wir glauben, mehrere Dinge gleichzeitig zu bewältigen, teilt sich unser Gehirn in Wahrheit auf und wechselt zwischen den verschiedenen Aufgaben hin und her. Dieser ständige Wechsel führt zu einem Verlust an Produktivität und Qualität bei der Ausführung der Aufgaben.
Unser Gehirn ist nicht dafür ausgelegt, mehrere komplexe Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen. Während einige Menschen glauben, dass sie Multitasking beherrschen, zeigt die Wissenschaft, dass selbst diejenigen, die glauben, Multitasking zu können, tatsächlich nur zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her schalten, was zu einem Verlust an Effizienz führt.
Unser Gehirn leidet bei Multitasking
Eine Studie ergab, dass Multitasking tatsächlich zu einer Abnahme der Leistung führt. Probanden, die versuchten, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, waren weniger effizient und machten mehr Fehler als diejenigen, die sich auf eine Aufgabe konzentrierten. Die Leistungsfähigkeit verringert sich.
Die Kosten des Multitaskings sind vielschichtig und reichen weit über den Verlust an Produktivität hinaus. Studien zeigen, dass Multitasking zu verminderter Konzentration führen kann, da unser Gehirn ständig zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her schaltet. Diese mangelnde Konzentration führt zwangsläufig zu Fehlern und die Qualität unserer Arbeit leidet. Darüber hinaus kann Multitasking zu erhöhtem Stress führen, da wir versuchen, mehrere Dinge gleichzeitig zu bewältigen, was zu einer Überlastung unseres mentalen und emotionalen Wohlbefindens führen kann.
Die negativen Auswirkungen des Multitaskings erstrecken sich auch auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Wenn wir uns in Multitasking verlieren, sind wir weniger aufmerksam und präsent für unsere Mitmenschen. Dies kann zu Fehlkommunikationen, Missverständnissen und einem allgemeinen Mangel an Verbundenheit führen.
Das Gehirn im Single-Tasking-Modus
Unser Gehirn zeigt im Single-Tasking-Modus eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Fokussierung und Effizienz. Indem es sich ausschließlich auf eine Aufgabe konzentriert, kann das Gehirn seine volle kognitive Kapazität mobilisieren, um die gestellte Aufgabe effektiv zu bewältigen. In diesem Modus können neuronale Ressourcen gezielt auf die aktuelle Aufgabe ausgerichtet werden, was zu einer verbesserten Informationsverarbeitung und Problemlösung führt. Studien zeigen, dass Menschen, die sich im Single-Tasking-Modus befinden, eine höhere Qualität der Arbeit liefern und weniger Fehler machen als diejenigen, die versuchen, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen.
Unseren Hypnotisanden wird an dieser Stelle auffallen, dass Hypnose sehr viel mit Singletasking gemeinsam hat. Auch in Hypnose trainieren wir das Gehirn ununterbrochen, sich auf eine Sache zu fokussieren. In Hypnose wird die Leistungsfähigkeit gesteigert und Stress verringert.
Im Single-Tasking-Modus tritt eine Art mentale Schärfe auf, die es dem Gehirn ermöglicht, sich ganz auf die vorliegende Aufgabe zu konzentrieren. Dieser Zustand der mentalen Klarheit ermöglicht es den Menschen, tiefer in den Arbeitsprozess einzutauchen und ein tieferes Verständnis für die Probleme oder Aufgaben zu entwickeln, mit denen sie konfrontiert sind. Indem das Gehirn im Single-Tasking-Modus arbeitet, können wir nicht nur leichter und effektiver lernen oder arbeiten, sondern auch ein Gefühl der Zufriedenheit finden, das durch die Ablenkungen des Multitaskings oft verloren geht.
Die Kunst des Singletaskings
Die Kunst des Singletaskings liegt darin, sich vollständig auf eine Aufgabe zu konzentrieren und ihr die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Durch Singletasking können wir unsere kognitive Leistungsfähigkeit maximieren und eine höhere Qualität der Arbeit erreichen. Indem wir uns ganz auf eine Aufgabe fokussieren, können wir tiefer in den Arbeitsprozess eintauchen und die Fehlerquote senken.
Ein weiterer Vorteil des Singletaskings liegt darin, dass es uns ermöglicht, im Moment zu leben und die kleinen Freuden des Lebens zu genießen. Multitasking erzeugt Stress im Gehirn und gestresste Menschen können das Schöne im Leben nicht mehr wahrnehmen. Wenn wir uns nur auf eine Aufgabe konzentrieren, können wir uns vollständig in den gegenwärtigen Moment vertiefen und uns von der ständigen Ablenkung des Multitaskings befreien.
Die Kunst des Singletaskings erfordert Übung, aber die Belohnungen sind es wert. Indem wir Singletasking praktizieren, können wir unsere kognitive Leistungsfähigkeit steigern, unsere Effizienz verbessern, den Moment genießen und ein Gefühl der Erfüllung in unserer Arbeit finden.
Quellen:
(1) Linda Becker, Helena C. Kaltenegger, Dennis Nowak, Nicolas Rohleder & Matthias Weigl (2023): Differences in stress system (re-)activity between single and dual- or multitasking in healthy adults: a systematic review and meta-analysis, Health Psychology Review, 17:1, 78-103, DOI: 10.1080/17437199.2022.2071323. Online verfügbar unter https://doi.org/10.1080/17437199.2022.2071323
(2) Himi, S.A., Volberg, G., Bühner, M. et al. (2023): Individual differences in everyday multitasking behavior and its relation to cognition and personality. Psychological Research 87, 655–685 (2023). Online verfügbar unter https://doi.org/10.1007/s00426-022-01700-z
(3) Nadia Butt, & Nosheen Fatima Warraich. (2022): Multitasking behavior in the workplace: A systematic review. Journal of Social Research Development. 3(2), 229–247. Online verfügbar unter https://doi.org/10.53664/JSRD/03-02-2022-08-229-247
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