Das Wort „Narzisst“ ist in aller Munde. Längst hat sich der Begriff weit über die Räume der Psychotherapie hinausbewegt. Sobald ein Mensch sich unfair, skrupellos oder anderweitig negativ verhält, wird er von seinem Gegenüber schnell als Narzisst bezeichnet. Doch was steckt hinter der Diagnose „Narzissmus“? Woran erkennt man einen Narzissten?
An dieser Stelle sei gesagt, dass Narzissmus eine Persönlichkeitsstörung ist und lediglich auf 6 % der Weltbevölkerung zutrifft. (1) Wenn im allgemeinen Sprachgebrauch von einem Narzissten die Rede ist, meint man oft einen Menschen mit ausgeprägten narzisstischen Zügen. Auch wir bleiben hier beim allgemeinen Sprachgebrauch, möchten aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass der pathologische Narzissmus, also als Persönlichkeitsstörung, nur auf etwa sechs von hundert Menschen zutrifft.
Woran erkennt man nun einen Narzissten? Diese Anzeichen lassen auf stark narzisstische Tendenzen schließen:
1. Übersteigertes Gefühl der eigenen Wichtigkeit
Ein Narzisst muss immer im Mittelpunkt stehen. Alles muss sich um ihn drehen. Man spricht von Selbstbezogenheit oder auch Selbstverliebtheit. (2) Niemand darf einem Narzissten die Show stehlen. Diese kann sich laut oder auch leise-subtil vollziehen. Anerkennung ist das Wichtigste für einen Narzissten. In der Tiefe seiner Persönlichkeit fühlt sich ein Narzisst wertlos.
Eine Studie von Psychologen der Charité Berlin zeigt, dass Betroffene einen niedrigeren Selbstwert aufweisen, als gesunde Kontrollpersonen. (3) Um dieses mangelnde Selbstwertgefühl möglichst niemals fühlen zu müssen, sucht ein Narzisst ständig nach Anerkennung, Aufmerksamkeit und Bewunderung im Außen. Das vermeintlich überhöhte Selbstbild eines Narzissten ist äußerst fragil und muss ständig von außen genährt werden. Ein permanenter Kampf, um die innere Leere nicht wahrnehmen zu müssen.
2. Mangel an Empathie
Des Weiteren erkennst du einen Narzisstischen an seiner mangelnden Empathie. Ein Narzisst ist nicht willens oder fähig, die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren. Er wertet andere ab, um sich selbst aufzuwerten. Die Gefühle der anderen sind ihm dabei nicht wichtig oder sogar gleichgültig. In seiner maßlosen Fixierung auf sich selbst nimmt er diese nicht einmal wahr. (4)
3. Ausnutzende Tendenzen
Mit dem Mangel an Empathie geht außerdem einher, dass ein Narzisst sich in zwischenmenschlichen Beziehungen häufig ausbeuterisch verhält und nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Mit allen Mitteln versucht er, die eigenen Ziele zu erreichen – wenn nötig auch auf Kosten anderer.
Wenn du dazu neigst, mehr zu geben als zu empfangen, solltest du besonders aufpassen, wer in deinem Umfeld narzisstische Züge haben könnte. Narzissten tun sich gerne mit Menschen zusammen, die sich nur schwer abgrenzen können.
4. Idealisierung der eigenen Person
Ein Narzisst ist der inneren Überzeugung, besonders und einmalig zu sein und nur von anderen besonderen Menschen bzw. nur von Menschen mit einem hohen Status verstanden zu werden. So versucht er, sich möglichst nur mit entsprechenden Menschen zu umgeben. Dies steigert vermeintlich seinen Selbstwert und gibt ihm das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. (5)
5. Neid
Ein Narzisst wird niemals vollends zufrieden sein. Er vergleicht sich stetig mit anderen und ist oft der Meinung nicht genug zu bekommen. So neigt er zu Neid oder ist umgekehrt – im Zuge seines Drangs nach Bewunderung – der Meinung, andere seien neidisch auf ihn.
Der Narzisst ist häufig unzufrieden, neidisch und unglücklich, denn glückliche Menschen vergleichen sich nicht andauernd mit anderen.
6. Erfolg, Macht und Schönheit als eigene Leitlinien
Ein Narzisst hegt innerlich oft Fantasien von unbegrenztem Erfolg, von Macht und Schönheit. Dies gibt ihm das Gefühl, anderen überlegen zu sein. Dahinter liegt das Bestreben, sich möglichst nicht verletzbar zu machen und von anderen bewundert zu werden.
7. Überhöhte Anspruchshaltung
In zwischenmenschlichen Beziehungen wirst du einen Narzissten zudem daran erkennen, dass er still und heimlich erwartet, begünstigt behandelt zu werden. Fehlt ihm dieses Gefühl, wird er sein Bedürfnis lautstark kundtun oder beleidigt reagieren.
8. Manipulation
Der Narzisst ist ein Meister der Manipulation. Häufig wirkt ein Narzisst äußerst charmant und zieht nicht selten die Umgebung in seinen Bann. Das ist trügerisch, denn aus den vorherigen Punkten geht deutlich hervor, wie toxisch zwischenmenschliche Beziehungen mit einem Narzissten sein können, sei es familiär, freundschaftlich, in der Liebe oder im Job. Achte darauf, derart toxische Beziehungen zu entlarven.
Um zu bekommen was er braucht, manipuliert ein Narzisst sein Gegenüber fast unmerklich. Häufig merkst du dies an einem unstimmigen Gefühl in dir, nach der Begegnung mit einem Narzissten. Achte gut auf dieses Gefühl. Solltest du Schwierigkeiten damit haben, hilft dir Hypnose, um deine emotionale Welt besser kennenzulernen und wahrzunehmen. Du kannst diesem Gefühl ruhig trauen, mag dein narzisstisches Gegenüber oberflächlich betrachtet auch noch so wohlwollend wirken.
Quellen:
(1) PTK Bayern (2013): Narzissmus – zwischen Psychopathologie und gesamtgesellschaftlichem Phänomen. Online verfügbar unter https://ptk-bayern.de/ptk/web.nsf/gfx/ACA661FFCF78AA4B41257B57002FA1BD/$file/pm_2013_04_27_LPT.pdf
(2) M. Wirtz (2022) Lexikon der Psychologie. Online verfügbar unter https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/narzissmus
(3) A. Vater (2013): When grandiosity and vulnerability collide: High implicit and low explicit self-esteem in patients with Narcissistic Personality Disorder. Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry 44(1), S. 37-47. Online verfügbar unter https://doi.org/10.1016/j.jbtep.2012.07.001
(4) J. Miller, M. D. Back, D. Lynam, A. Wright (2021): Narcissism Today: What We Know and What We Need to Learn. Association for Psychological Science. Sage Journals. Online verfügbar unter https://doi.org/10.1177/09637214211044109
(5) Dr. med. Pablo Hagemeyer (2021): Gestatten, ich bin ein Arschloch. Ein Narzisst und Psychiater erklärt, wie Sie Narzissten entlarven und ihnen Paroli bieten. 12. Auflage.